Bondage
Was ist so schön an Bondage... warum macht Bondage Spass..?!
- Auslieferung, Überraschung
Viele Leute erregt es mächtig, nicht zu wissen was kommt und dass sie allen Phantasien und Einfällen des Partners hilf- und wehrlos ausgeliefert sind. Das Abgeben der Initiative ist hier der Kick und die Phantasie des Aktiven ist gefragt, um die Spannung nicht abreißen zu lassen.
- Kontrollverlust, Enge, Trance
Für andere ist es eine heftige Erregung, sich zur Wehr zu setzen und dabei die Kontrolle über den Körper zu verlieren. Festes Zuschnüren kann eine intensive Stimulation (und die Reduktion der Sinneseindrücke) verursachen. Der Blick kehrt sich nach innen, läßt Deinen Partner in innere Welten abtauchen.
- Ästhetik
Wieder für andere kommt es auf das Aussehen an. Schöne Körperformen betonende Symmetrien kommen hier sehr gut. Genug Licht und Spiegel sind zu empfehlen. Kleidung, Farbe der Seile, etc. werden wichtig sein.
- Symbolik
Für viele Leute kann der Akt der sexuellen Unterwerfung unter einen dominanten Partner einen besonderen Kick darstellen. Ein solches Spiel mit Dominanz, Disziplinierung und Unterwerfung ist ganz besonderen Regeln unterworfen.
- Intensität
Dein Partner windet sich gern in Ekstase? Binde ihn doch einfach an. Aber mit einfachen, zugfesten Fesselungen in sicheren, geraden und unverkrampften Stellungen, in denen sich Dein Partner auch beim heftigsten Winden nicht verletzten kann.
Kunstvoll verschnürt. Das ist wie Weihnachten oder Geburtstag. Nur, dass man auf den ersten Blick sieht, was man kriegt. Nacktes Fleisch, gefesselte Freiheit. Bereit sich aufzubäumen, unfähig zu entkommen. Zwischen den Seilen Felder der Lust. Nicht nur ein Körper, sondern viele Parzellen, die auf Liebkosungen warten.
Und auf der anderen Seite: Ekstase ohne Ausflucht, kein Action-Zwang, Sex und Faulheit als perfekte Einheit.
Bondage nennt man das. Die Kunst des Fesselns.
Kunst kommt von Können. Die sexuelle Lust soll gesteigert und nicht erstickt werden.
Bondage wird um so reizvoller, je besser Du Dich auskennst und je spielerischer Du mit der jeweiligen Situation umgehen kannst.
Nichts, was man nicht lernen könnte.
Anregungen findest Du in jedem guten SM-Handbuch. Außerdem gibt es nützliche Videos, in denen die Techniken und alle notwendigen Vorsichtmaßnahmen erklärt werden.
Bondage kann eine geile Grenzerfahrung sein. Für Dich und Deinen Partner.
Doch dafür müsst Ihr Eure Grenzen kennen und wechselseitig respektieren.
Gerade der Aktive sollte darauf achten, dass die Selbstbestimmung des Partners gewahrt bleibt - auch und gerade, wenn der sich in demütiger Unterwerfung übt.
Grundregeln
- Absprachen sollten zu Beginn einer Bondage-Session getroffen sein (Sicherheitscodes, Einvernehmlichkeit, Safer Sex).
- Mögliche medizinische Probleme sollten vorher geklärt sein (instabiler Kreislauf, Durchblutungsstörungen). Es liegt in der Verantwortung beider Beteiligter, da nichts zu verschweigen. Auch ein Bondage-Master, der schwerwiegende Kreislaufprobleme hat, sollte Sorge dafür tragen, daß sein Opfer sich zur Not eigenhändig befreien kann, wenn ihm der Blutdruck vor lauter Aufregung eine Ohnmacht beschwert.
- Die Einnahme von Drogen und zuviel Alkohol sind ein Ausschlußkriterium für Bondage, da sie die Reaktionsfähigkeit, die Sensibiltät und die Selbstwahrnehmung einschränken.
- Die für die geplante Bondage notwendigen Materialien sollten vorbereitet und geprüft sein.
- Das Setting sollte klar sein: Rollenspiel mit oben und unten (z.B. Festnahme, Gefangener und Wächter), Kunstwerk, Wunscherfüllung oder das Spiel mit wechselnden Machtebenen
- Wozu soll die Fesselung dienen? Strafe, Bewegungslosigkeit, Fetisch oder Druckausübung?
- Vor Beginn der Session sollte kontrolliert werden, ob die äußere Situation angemessen ist. Haben beide genug Zeit, stimmt die Raumtemperatur, sind Störungen ausgeschlossen, ist man gemeinsam in der richtigen Stimmung, ist die Atmosphäre geeignet, daß sich der Passive vertrauensvoll fallen lassen kann?
- Man sollte die Bondages nur soweit machen, wie sie dem jeweiligen Kenntnisstand und den Erfahrungen angemessen sind. Überforderte Aktive erwecken kein Vertrauen, und überforderte Passive können sich nicht wirklich hingeben
- Die Utensilien für eine schnelle Befreiung müssen jederzeit griffbereit liegen
- Dem Aktiven obliegt die Pflicht zur regelmäßigen Kontrolle des gefesselten Gegenübers, ob es ihm noch gut geht, ob er noch will, ob es keine gesundheitlichen oder emotionalen Probleme gibt.
- Kein Druck darf auf empfindliche Körperstellen (Hals, Sehen, große Blutgefäße etc.) ausgeübt werden
- Während der Bondages ist ein regelmäßiger Rapport zwischen Aktivem und Passivem wichtig. Aktiver und Passiver sollten sich über die Stimmungen, Befindlichkeiten und Gefühle auch während einer Bondage austauschen. Das heißt: Nicht nur der Passive soll seine Befindlichkeit klar machen, sondern auch der Aktive soll deutlich machen, wie es ihm in der Situation geht.
- Störungen sollten ausgeschlossen werden, soweit es geht (Telefon abstellen, Tür abschließen, Gardinen zuziehen, Haustiere und Kinder gehören in den Nebenraum).
- Die Aktion muß bei auftretenden psychischen oder körperlichen Problemen sofort abgebrochen werden.
- Es sollte hinterher noch genug Zeit sein, um die Situation ausklingen zu lassen, eventuell über die gemeinsam gemachten Erfahrungen zu reden.
- Erlaubt ist, was beiden Genuß und Freude bereitet.
Die Materialien
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Seidenschals, Kopftücher etc. neigen ebenfalls dazu, sich unter Belastung festzuziehen. Manchmal so fest, dass sie nur noch auseinandergeschnitten werden können. Wenn Du noch unerfahren bist, kannst Du solche Situationen dadurch umgehen, indem Du jeweils ein Paar Arm- und Fussfesseln (aus Leder oder einem ähnlichen Material) in einem Sexshop kaufst.- Anstelle der Frischhaltefolie aus dem Supermarkt, die viel zu leicht reisst und zudem auch zu dünn ist, gibt es bereits eine besonders starke Bondage-Stretchfolie. Ebenso eignen sich die in Sexshops erhältlichen Bondage-Taps zum Fesseln. Das Tape ist ein Kunststoffband, das nur an sich selbst haftet, nicht aber an Haut und Haaren.
- Seile sind für Fesselungen hervorragend geeignet. Sie sollten weich und ca. 0,8 bis 1,2 cm dick sein, um nicht einzuschneiden (Ausname: dünne Seile finden z.B. bei der Genitalbondage-Verwendung). Kaufen kann man sie im Baumarkt oder im Segelbedarf ebenso wie im Sexshop.
- Handschellen sind sexy, aber sie können ebenso Schmerz verursachen. Scherz-Handschellen aus dem Spielzeuggeschäft brechen mit Sicherheit irgendwo, während sie getragen werden. und müssen dann unter Umständen gewaltsam entfernt werden. Wenn Du mit Handschellen spielen möchtest, kaufe gute Qualität. Handschellen sind aus reinem Metall und ungeeignet, wenn dagegen gezogen wird, da dadurch sehr leicht Nerven abgedrückt werden können. Breite, gepolsterte Bondagefesseln sind für diese Art von Spiel besser geeignet
- Für den etwas grösseren Geldbeutel gibt es zwischenzeitlich eine Vielzahl von SM-/Bondage-Möbeln. Hierfür benötigst Du ebenfalls ausreichend Platz in Deinen vier Wänden. Vielleicht hast Du ja sogar ein freies Zimmer, welches als "Folterkeller" umgebaut wird. Das beliebteste Möbelstück ist das Andreaskreuz, da es einfach zu bauen ist und direkt an der Wand montiert wird. Du solltest bei allen SM-Möbeln immer darauf achten, dass diese feststehen, so dass Dein gefesselter Partner nicht umkippt und sich hierdurch erhebliche Verletzung zufügen kann.
Rechtliche Situation
Bondage muss immer zwischen Menschen geschehen, die sich freiwillig, im vollen Bewußtsein dessen, was sie tun und unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften in diese spannende Erfahrung begeben. Die Einwilligung kann verbal oder nonverbal (z.B. durch Hinstrecken der gekreuzten Handgelenke zum Fesseln) gegeben werden. Wenn sich der Aktive unsicher ist, sollte er direkt fragen. Der Verlust der Einvernehmlichkeit macht aus einer Bondage-Session eine Freiheitsberaubung, wer dann noch mit seinem wehrlosen Gegenüber Sex macht, begeht eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung, kommt es dann noch zu irgendwelchen Schäden wie z.B. blauen Striemen oder Nervenreizungen, kommt auch noch eine Körperverletzung dazu.
Sicherheitscodes
Da Bondage aber ein für beide Seiten lustvolles sexuelles Spiel sein soll, muß besonders die oder der Aktive Handwerkszeug haben, um sich mit seinem "Opfer" zu verständigen und das "Opfer" seinerseits muß in der Lage sein, mit eindeutigen Signalen, sein Gegenüber auf dem Laufenden zu halten.
In der nichtkommerziellen SM-Subkultur hat sich eine ganze Palette von Codes und Sicherheitswörtern herausgebildet, die auch derjenige kennen und verstehen sollte, der "nur" auf Bondage steht und nichts mit der Szene zu tun haben möchte.
Gerade dann, wenn "Bitte nicht" und "Nein, Nein!" Bestandteil eines Bondage-Spieles ist, braucht man Zeichen, die nicht fehlinterpretierbar sind.
Man unterscheidet Abbruchcodes, die sowohl ein Wort sein können, als auch ein Signal. In der deutschen Subkultur hat man sich auf das Safeword "Mayday" geeinigt, aber auch andere Worte wie z.B. Zirkus oder Marmelade sind möglich. Wer sein Bondage-Spiel so erweitert, daß der Passive geknebelt ist, sollte sich auf ein Handzeichen zum Abbruch verständigen.
Da ein Abruchcode etwas ist, was der Passive aktiv benutzen muß, es aber Situationen gibt, in denen der Passive dazu nicht mehr in der Lage ist (z.B. bei einem emotionalen Absturz oder weil er zu den Personen gehört, die nicht "Nein" sagen können), haben sich "Bestätigungscodes" entwickelt. Das kann ein erwiderter Kuß sein, ein Blickwechsel oder eine bejahende Antwort auf die Frage, ob denn alles OK sei.
Eine dritte Kategorie von Sicherheitswörtern dient der Feinsteuerung. Zu dieser Gruppe gehört der Ampelcode: Grün - mehr, weitermachen; Gelb - weniger, weitermachen in geringerer Inten-sität; Rot - Stop, ich brauche eine kurze Pause. Individuelle Alternativen sind dazu möglich.
Jedenfalls sollte man sich vorher auf gemeinsam anerkannte Sicherheitsworte einigen, damit es nicht zu vermeidbaren Mißverständnissen kommt.
(Aus "Das Bondage-Handbuch" von Matthias T. J. Grimme, copyright 1999 by Charon Verlag)
Emotionale Sicherheit
Da es bei einem Bondage-Spiel zu emotionalen Abstürzen kommen kann, wie bei jeder Art intensiver Erfahrungen, die vielleicht eine ungeliebte oder bisher vergessene alte Erinnerung hochspülen, sollte jeder Aktive sich darüber im Klaren sein, daß er es plötzlich mit einem weinenden, sehr traurigen, schreienden oder sonstwie negativ reagierenden Wesen zu tun bekommen kann. Es muß dann selbstverständlich für den Aktiven sein, daß er seine Gespielin oder seinen Gespielen sofort befreit, sich um ihn kümmert, ihn umsorgt, bereit ist mit dem Passiven zu reden und die unangenehme Erfahrung aufzuarbeiten (soweit das in einem Gespräch möglich ist). Diese emotionale Sicherheit ist eine der Grundvoraussetzungen für ein vertrauensvolles Bondage-Spiel. Es ist die Hängematte in die sich das Opfer lehnen kann, in dem sicheren Wissen, da ist jemand, der es hält. Ein Satz wie "Ich bin nicht Dein Therapeut" ist da kontrapunktiv. Wer nicht bereit ist, sich auch emotional auf seine Partnerin oder seinen Partner bei einem Bondage-Spiel einzulassen, sollte die Finger von diesen Erfahrungen lassen. Eine Bondage-Session ist kein One-Night-Stand.
Wichtigste Regel nach Abbruch einer Session sollte sein: Geduld und Zeit und keine Schuldzuweisungen! Gerade die Belastung, die eine Beziehung durch den Abbruch einer quasi sexuellen Situation erlebt, kann als Chance genutzt werden, um noch mehr gegenseitiges Vertrauen zu entwickeln. Natürlich ist es schlau, egal wie lieb einem das gerade ist, den Initialreiz eines Absturzes zu vermeiden, wenn man ihn kennt. Regeln, bis zu welchem Punkt jemand "bei der Stange" bleiben sollte, können nur individuell von Beiden aufgestellt werden. Wo einer es genießt, wenn die Stellung unbequem oder schmerzhaft ist, kann das für die andere genau der Punkt sein, wo sie aussteigt. Ein "stell Dich nicht so an!" ist da jedenfalls nicht der richtige Weg, den Passiven über die Grenze zu locken. Und um das Locken geht es ja, wenn man versucht, den anderen ein bißchen enger oder länger in der Bondage zu lassen.
Auch ohne Absturz und auch wenn alles geglückt ist, beide Partner zufrieden und entspannt sind, sollte man die Situation mit einem Erfahrungsaustausch ausklingen lassen (Wie war das, als ich das Seil so eng um Deine Hüfte geschlungen habe? Was hast Du gedacht, als ich die Augen schloß, während Du meine Hände fesseltest?). Schließlich will man ja besonders nach einem schönen und intensiven Spiel eine Wiederholung. Und nur durch die Rückmeldungen, die wir von unserer Partnerin oder unserem Partner erhalten, können wir lernen, Dinge besser zu machen oder anders.
Medizinisches
Die folgenden Anmerkungen sollen nicht zur Abschreckung dienen, sondern sollen jedem, der Bondage praktiziert, zeigen, wie man Unfälle vermeidet. Schließlich muß einem ja jemand sagen, daß der Topf heiß ist, wenn man ihn von der Kochplatte nimmt.
Ganz allgemein kann man sagen, daß alle Stellen, an denen der Puls fühlbar ist, keinen direkten Druck vertragen. Besonders riskant sind aus naheliegenden Gründen Kehle und Hals. Daher darf ein Seil NIEMALS um den Hals geschlungen werden. Bei Fesselungen, die den Nacken mit einbeziehen, sollte daran gedacht werden, daß ein Zug nach vorne zu einem seitlichen Druck auf die Halsvene ausgeübt wird. Gerade bei stehenden oder hängenden Personen kann dies den Carotis Sinus Venen Reflex (CSV-Reflex) auslösen, der zu sofortiger Bewußtlosigkeit führt. Maßnahme: Person sofort hinlegen, Beine hoch, alle einengenden Bondage-Utensilien besonders an Hals und Oberkörper sofort entfernen (zur Not mit bereitliegender Verbandsschere, Gurtschneider oder Paketbandschneider die Seile zerschneiden, Messer eignen sich wegen der scharfen ungeschützten Klinge nicht so gut, können aber im Notfall auch verwendet werden), ein Handtuch mit Eiswürfeln füllen oder mit kaltem Wasser naß machen und in den Nacken legen. Sollte die Bewußtlosigkeit länger als ein paar Sekunden dauern, die oder den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen und den Notarzt verständigen. Wenn der Druck vom Hals nicht sofort entfernt wird, kann es zum Tod kommen. (Besondere Gefahr besteht bei Leuten, die sich selbst fesseln, denn hier gibt es keinen, der bei einer Ohnmacht, die Schlinge vom Hals ziehen kann.)
Andere gefährdete Stellen sind die Achselhöhlen, der innere Oberarm, das innere Handgelenk und der obere Bereich mit der relativ empfindlichen Daumensehne (daher bei Handschellen immer die Einrastsicherung betätigen und bei einer Fesselung mit einem Seil, nach Möglichkeit die Hände mit den Handflächen nach innen zusammen legen), der innere Ellenbogen, die Leistenbeuge, die Knierückseite und die Achillessehne. In diesen Bereichen laufen neben den Arterien häufig auch empfindliche Sehnen und Lymphstränge.
Um den möglichen Druck abzumildern, kann man die Fesselungen polstern z.B. durch Schaumstoffpolster, Schweißbänder oder Handtücher. Auch ein dicker Knoten in einem sonst nicht zu straffen Seil, kann an den empfindlichen Köprerstellen zu Problemen führen.
Bei Fesselungen im Stehen, besonders wenn die Arme nach oben gestreckt sind oder auch bei Hängefesslungen mit dem Kopf nach unten, kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Gerade Menschen mit niedrigem Blutdruck oder eher große Menschen, neigen zu Kreislaufproblemen. Deswegen ist darauf zu achten, daß die gefesselte Person nicht unkontrolliert umfallen kann. Wenn in einem Einstiegsgespräch abgeklärt wurde, daß die Person, die gefesselt werden soll, schon früher Kreislaufprobleme hatte, sollte die- oder derjenige lieber im Liegen oder Sitzen gefesselt werden um schon anfangs mögliche Probleme auszuschließen. Anzeichen für Kreislaufprobleme sind: Hautblässe, kalter Schweiß auf dem ganzen Körper, flaches kaum wahrnehmbares Atmen, verminderte Ansprechbarkeit (das kann z.B. bedeuten, daß Rückmeldungen ausbleiben). Verhalten wie oben (CSV-Reflex) mit sofortigem Befreien und Hinlegen der Person, Hochlagerung der Beine, eventuell stabile Seitenlage.
Durchblutungsstörungen können auch gewollt oder ungewollt in eingeschnürten Gliedmaßen auftreten. Kurzfristiger Rückstau des Blutes in den Venen kann manchmal ganz spannend sein (z.B. am Penis), aber auch schnell problematisch werden. (Z.B. bei Menschen mit einer Neigung zu Krampfadern in den Beinen kann Rückstau zu einer Verschlimmerung oder gar zu Krampfadern führen. Im schlimmsten Falle ist sogar ein Gefäßverschluß möglich, daher bei Krampfadern NIEMALS die Beine eng fesseln.) Anzeichen für einen Blutstau sind bläuliche Verfärbung der Haut, kühle Haut, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Stechen. Maßnahmen: Sofort die Fessel lösen und das betroffene Glied sanft massieren. Bei Krampfaderbildung den Arzt aufsuchen.
Ein paar Anmerkungen zum Abbinden des Penis und/oder der Hoden. Es gibt eine ganze Menge Männer, die darauf stehen. Das Abbinden oder Einschnüren des Penis (z.B. durch einen engen Cockring oder eines der anderen exotischen Spielzeuge aus dem Erotikfachhandel) reduziert den Rückfluß den Blutes und kann zu einer verlängerten Erektion führen. Das ist häufig angestrebt und kann sehr aufregend sein. Wenn ein Penis zu lange abgebunden bleibt, kann das mit der Zeit recht schmerzhaft werden. Eine Entscheidung, ob die Fessel entfernt werden soll, sollte sich nach dem Bedürfnis des Gefesselten richten.
Manche Männer mögen es, viele Frauen hassen es: Abgebundene Brüste. Das mehr oder weniger feste Umwickeln der Brüste mit Seil oder Gummiband sensibilisiert die Brusthaut und besonders den Nippel. Gleichzeitig kann der ausgeübte Druck auf den Drüsenkörper sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Als Folge auftretende völlig unerotische, schmerzhafte Reizungen des Drüsenkörpers können äußerst langwierig verlaufen. Manche Frauen haben auch ein ästhetisches Problem mit abgebundenen Brüsten, die vielleicht durch den Blutstau in der Oberhaut noch blau an-laufen durch das Abschnüren. Ein guter Aktiver sollte darauf Rücksicht nehmen.
Jemanden nackt in einem kühlen Schlafzimmer zu fesseln zeugt nicht von sonderlich gutem Stil. Gerade bei Frauen kann es neben einer Erkältung wie man sie sich bei Unterkühlung gerne mal einfängt auch zu einer Blasenentzündung oder gar einem aufsteigenden Harnwegsinfekt kommen. Da eine Bondage-Session für die meisten Leute sehr aufregend ist, verlieren die Opfer manchmal das Gefühl dafür, daß ihnen kalt ist. Daher gehört es in die Verantwortung des Aktiven, darauf zu achten, daß der Raum immer gut beheizt ist und daß die Person nicht friert. Auch wenn es optisch nicht immer der Bringer ist, ein paar dicke Skisocken oder das Anbehalten der Schuhe, hat schon so manche Blasenentzündung verhindert. Achtung: Heizlüfter sollten nie dichter als 1 Meter neben einer gefesselten Person stehen.
Was immer mal gerne gemacht wird, weil es so schön ist: Erst fesseln und dann jemanden auf dem Teppichboden durchvögeln. Bei der Bewegung die dadurch entsteht kann es auf dem Rücken der unten liegenden Person zu unangenehmen Verbrennungen durch die Reibung kommen. Man sollte dann lieber für eine glatte Unterlage sorgen, wie z.B. ein Laken oder eine Wolldecke.
Bei längeren Fesselungen (z.B. jemanden die ganze Nacht bewegungslos gefesselt schlafen lassen) kann es zu Druckstellen bis hin zu Druckgeschwüren kommen. Das wird besonders dadurch gefördert, daß jemand auf einer nicht saugfähigen Unterlage liegt, wodurch der Schweiß sich an den Auflagestellen sammelt. Das kann man vermeiden, wenn man dem Körper erlaubt, immer mal wieder seine Lage zu verändern oder indem man die Bondage mal nicht auf seinem Lieblingsgummilaken macht.
Hautabschürfungen sollte man desinfizieren und mit Pflaster abdecken. Oberflächliche Druckstellen kann man mit einer kühlenden Sportsalbe verarzten.
Allgemein ist noch zu beachten, daß Fesseln bei einer Lageveränderung ihren Druck auf den Körper verändern können. Das soll heißen, daß man die Weite der Fesseln regelmäßig kontrollieren muß, damit sie nicht einschneiden.
Manche Bondages zwingen den Körper in für ihn ungewohnte Stellungen, das kann zu Überdehnungen an Gelenken und Muskeln führen. Besonders leicht kann das bei einer Ellenbogen-Bondage passieren. Es können die Symptome einer Sehnenzerrung, einer Muskelzerrung oder gar einer Gelenkkapselreizung auftreten. Maßnahme: Hotpack, heißes Bad, wärmende Salben. Bei länger dauernden Beschwerden sollte man den Facharzt aufsuchen.
Wer mal eben versucht irgendwelche exotischen Japan-Bondages, wie man sie in einem Film oder Heft gesehen hat, nachzumachen, kann sich vielleicht mit dem Problem eines ausgekugelten Schultergelenkes konfrontiert sehen. Hier sollte sofort ein Eisbeutel aufgelegt werden, damit die auftretende Schwellung möglichst gering bleibt und ein Einrenken möglich ist. Dann den Notarzt aufsuchen, denn Einrenkungen sollte man dem Fachmann überlassen.
Die Modelle in Bondage-Filmen und Heften sind Profis, die genau wissen, wo die Belastungsgrenze ihres Körpers ist. Daher ist beim "Nachbau" einer Bondage, die man mal gesehen hat, immer Vorsicht geboten. Rückmeldungen des Bondage-Opfers sind IMMER ernst zu nehmen. Was der eine noch aushält, kann für den anderen schon unerträglich sein. Immerhin steckt der Aktive nicht in den aktuellen Bondage, auch wenn er oder sie vielleicht schon selbst einschlägige Erfahrungen gemacht hat.
Sollte es trotz aller Kontrolle, doch einmal zu einer Nervenreizung oder -quetschung kommen, weil die Handschelle oder das Seil zu eng um die Handgelenke gelegen hat, sollte man diese Stelle gleich mit einem Eisbeutel kühlen. Nervenreizungen können sehr unangenehm sein und zu Taubheitsgefühlen in dem betroffenen Finger führen, die manchmal mehrere Tage und sogar Wochen anhalten können.
Das ist jetzt ein ziemlicher Gruselkatalog möglicher Bondage-Folgen gewesen. Von allen sexuellen Praktiken ist aber Bondage die Technik bei der es am häufigsten zu kleinen Unfällen kommt. Diese bestehen meist nur aus einer ungewollten Hautabschürfung oder einem leicht gereizten Nerven, aber auch das ist bei Beachtung der Vorsorgemaßnahmen weitgehend zu vermeiden.
Übrigens, Bondage schützt nicht vor übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Deswegen sollte auch bei Bondage Safer Sex praktiziert werden. Gerade wenn sich jemand nicht wehren kann, ist es ein echter Vertrauensbruch, ungeschützten Sex ohne Absprache auszuüben.
Tipps & Tricks
Seine Partnerin oder seinen Partner zu fesseln, muß nicht immer in der Realität passieren, sondern kann auch ein Spiel sein, welches eher in der Phantasie stattfindet. Manchmal erweisen sich Dinge, die aus der Phantasiewelt in der Realität umgesetzt werden, als wesentlich weniger aufregend. Das spricht weder gegen die Phantasien, noch gegen den Partner mit dem man diese Vorstellungen umsetzen wollte.
Doch oft ist es genau das, wonach wir uns gesehnt haben: Endlich mit eigenen Augen zu sehen, mit den Händen greifen zu können, es am ganzen Leib zu spüren. Nicht mehr Kopfkino, sondern Fleisch und Blut. Am besten, wenn das Gegenüber genauso viel Lust hat, wie man selbst, wenn es einsteigen kann zu der gemeinsamen erotischen Reise.
Und wie es bei gemeinsamen Reisen ist: Man sollte sich vorher zumindestens über die Tatsache einer Reise als solches und die grobe Richtung einige sein. Wie das Ziel aussieht, kann ja eine Überraschung bleiben. Ein paar grundlegende Maßnahmen sorgen für Sicherheit auf dem gemeinsamen Weg.
Fesseln aus erotischen, dekorativen, künstlerischen Motiven setzt voraus, daß der Aktive weiß, was er tut und der Passive dem Aktiven eine Chance gibt, seine Befindlichkeiten deutlich wahrzunehmen. Egal ob man sich für Baumwollschals, Lederfesseln oder Seil entscheidet, gewisse Grundkenntnisse über Sicherheit und Technik sollten vorhanden sein.
Dazu gehört, daß Fesseln nie so eng sein dürfen, daß die Gliedmaßen taub werden oder gar blau anlaufen, weil ihre Durchblutung unterbrochen wird. Eine gute Faustregel ist: Ein Finger sollte noch unter die Fessel passen (es kann ja auch der kleine Finger sein). Menschliche Gelenke lassen sich aktiv in bestimmte Richtungen bewegen, der Versuch über diese Beweglichkeit hinauszugehen, kann zu Bänderrissen, Sehnenzerrungen oder gar Brüchen führen. Die Gelenkigkeit ist bei den meisten Personen unterschiedlich ausgeprägt. Wo bei der einen die Ellbogen sich hinter dem Rücken berühren können, kann das bei der anderen Person schon zu schweren Schäden führen. Manchmal können kleine Dinge oder Handlungen große Folgen haben.
Zur Vorbereitung ist es sinnvoll, eines der auf dem Markt befindlichen Bondage-Ratgeber zu lesen. Doch auch wenn wir alle Sicherheitsmaßnahmen bei unseren Spielen beherzigen, kann es zu unvorhergesehenen Ereignissen kommen, deren negative Folgen uns erst dann erschrecken, wenn es passiert ist. Das soll jetzt niemanden davon abhalten, weiterhin seinen Leidenschaften zu frönen, sondern dient eher als Hinweis, daß man nicht in Schreckstarre verfällt, wenn wider Erwarten etwas völlig daneben geht.
Vor kurzem ist mir folgendes passiert: nach einer Bondage klagte eines meiner Bondageopfer über ein taubes Gefühl in der rechten Hand. Das Abschnüren der Oberarmaußenseiten durch die Seile bei einer durch Zug belasteten Oberkörperbondage kann die Blutzufuhr etwas beeinträchtigen. Das war mir bekannt. Deswegen sage ich vorher, daß ich es sofort wissen will, sobald jemand das Gefühl hat, die Hände oder Arme würden einschlafen. In diesem Fall lockere ich augenblicklich die Seile. Doch diesmal verlor sich die Taubheit nicht nach einigen Minuten, sondern blieb bestehen. Die rechte Hand war bewegungsunfähig. Die Frau ging nach einigen Tagen, in denen sich nichts besserte, zum Arzt. Der Arm wurde bandagiert. Letzten Endes mußte sie 6 Wochen ohne ihren rechten Arm auskommen, was sie natürlich ziemlich sauer auf mich machte. Passiert war folgendes: Der Nervenstrang, der sonst an der Innenseite des Oberarms verläuft, lag bei ihr ausnahmsweise mehr seitlich. Dadurch wurde dieser Nerv abgeklemmt und führte zu einer zum Glück nur zeitweisen Lähmung des Armes. Aber das hätte auch schlimmer werden ausgehen können.
Der menschliche Körper ist eben keine Maschine, sondern so individuell, wie die Persönlichkeiten, die er beherbergt.
Zum Schluss nocheinmal ein paar goldene Regeln
- Spätestens wenn Gliedmaßen taub, kalt oder bläulich werden: Fesseln sofort lösen und für Durchblutung sorgen.
- Niemals mit Seilen und ähnlichen Dingen am Hals hantieren. Die Gefahr eines Blutstaus bei zu festen Knoten entsteht auch an anderen Körperpartien, etwa in der
Ellenbeuge, in der Kniekehle, der Leiste oder am Handgelenk. Wenn Du als passiver Partner merkst, dass es kribbelt: Mach Dich bemerkbar, Dein Partner muss den Knoten dann sofort lösen und so setzen, dass das Blut wieder frei zirkulieren kann.
- Codezeichen verwenden: Wenn das Opfer am Sprechen gehindert ist, gib ihm einen Gegenstand (zB. eine Glocke) in die Hand. So kann er Dir das Signal für "Stopp" geben.
- Immer darauf achten, dass Schlüssel für Handschellen oder eine Verbandschere zum Durchtrennen von Seilen griffbereit liegen. Schellen regelmässig ölen.
- Wer im Stehen gefesselt ist, gehört an ein Sicherungsseil oder sollte sich anlehnen können. Fesseln stets so anlegen, dass er für das Opfer ein Lustgewinn ist.
- Beim High-Speed-Fesseln entsteht Reibungshitze.Deshalb: Eile mit Weile, schalte einen Gang zurück bevor Verbrennungen drohen. Besondere Vorsicht ist bei rauhen Seilen zb. aus Hanf geboten. Damit höllisch aufpassen !
- Wenn der Hoden oder der Penis abgebunden wird, sollten die Schnüre nicht zu schmal sein. Der Spass sollte keinesfalls länger als zwanzig Minuten dauern.
Fazit:
Wichtig an einer Bondage-Session ist nicht das Seil, sondern welches Gefühl wir damit rüberbringen !
Und jetzt:
Ob Du voll in die Eisen steigst oder Dich sanft vom Band des Begehrens einwickeln lässt - viel Vergnügen!